Eugène Delacroix

 

MedienPolitik  -  MedienGewalt  - Verrohung

 

 

 

Der neue Zynismus:

"TV macht Schüler brutal!"

.... So die Anklage in der Münchner Abendzeitung am 6. Feburar 2004: Reaktion auf die schwere Mißhandlung eines Vierzehnjährigen durch seine Mitschüler an einer Schule in Walpertskirchen/Erding. Und bekanntlich ist der beklagte Gewalt-Exzess, verübt von Kindern gegen einen wehrlosen Gleichaltrigen, längst kein Einzelfall mehr.

Eine in der selben Zeitungs-Ausgabe befragte Psychotherapeutin drückt sich vorsichtig aus: "Das Thema wird stark in den Medien diskutiert. Da tritt ein Nachahmungseffekt ein. Grundsätzlich fällt das Ausleben von Gewalt unter Pubertätsrituale. Das gab's schon früher. Neu ist der Zynismus, durch den Schüler sich nicht mehr 'nur' prügeln, sondern auf abwegigere Ideen kommen."

Von wem aber lernen Kinder heute diesen "neuen Zynismus", den es früher - vor zwanzig, dreißig Jahren - wie uns allen klar bewußt ist - noch nicht gab? Deutlicher als die Psychotherapeutin bringt Klaus Wenzel vom Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband das Problem zur Sprache: Schuld an der Gewalt sei das Fernsehen: "Dort werden Kinder ständig mit Gewaltszenen konfrontiert. Das bleibt nicht ohne Spuren." Und längst sei das Problem nicht mehr nur eines von Schülern "aus sozial schwachen Schichten": "Das passiert überall, wo es Schüler gibt, die stundenlang vorm TV sitzen."

   Mutige Worte eines Lehrers, dessen Kultusbehörde von derselben Partei dominiert wird, die in den 80er Jahren mit ungehemmter Energie gegen alle warnenden Stimmen aus Publizistik, Gewerkschaften, Kirchen und der Lehrerschaft das Projekt "Duale Rundfunkordnung" vorantrieb, durch das Gewaltfernsehen US-amerikanischen Zuschnitts hierzulande erst "salonfähig" gemacht wurde!

Über das Wie und Warum jener für das Zusammenleben der Gesellschaft so folgenschweren Medienpolitik berichtet der nachfolgende Beitrag:

 

"Stille Hilfe" Medienpsychologie

 

Von Medienpolitikern, "mediennahen" Gutachten

und dem Durchbruch unabhängiger Medienwissenschaft

   

 

"Mediengewalt - Handeln statt Resignieren!":

   Zu diesem Thema fand am 25. Juli 2002 in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ein epochaler Kongreß statt. Im überfüllten Hörsaal vor Praktikern aus allen Erziehungsbereichen, insbesondere der Grund- und Hauptschulen, konnten renommierte Wissenschaftler auf den Gebieten der Medienwirkungsforschung und Gewaltprävention - u.a. der Universitäten München, Regensburg, Bochum und Flensburg – überzeugend darlegen, daß Mediengewaltkonsum bei 10 – 15% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland (d.h. bei rund 1,5 Millionen von ihnen) Aggressivität bis hin zu offener Gewalttätigkeit nachweislich bewirkt; in psychosozialen Risikogruppen ist diese Wirkung noch sehr viel gravierender. Intensiver Horror-Gewaltfilmkonsum und Killerspiele bewirken zwangsläufig das Lernen destruktiver Emotionen (Haß, Neid, Rache), von Feindbildern und latenter Gewaltbereitschaft. Bei Vielspielern am Computer wurden an der Nihon Universität Tokio Hinweise auf Veränderungen der Gehirnaktivität gefunden, die mit aggressiven Verhaltensänderungen in Beziehung stehen können. Gewalt-Computerspiele bewirken unmittelbar eine emotionale Desensibilisierung und langfristig eine herabgesetzte Mitleidensfähigkeit; die angeborene Tötungshemmung wird im Kontext weiterer Lernprozesse abgebaut. Metaanalysen über einige tausend internationale Wirkungsstudien zur Mediengewalt belegen diese wissenschaftlichen Fakten. Eine Resolution mit den wichtigsten Ergebnissen fünfzigjährer Mediengewalt-Wirkungsforschung und mit der Forderung nach politischen und pädagogischen Konsequenzen wurde von den Wissenschaflern des Kongresses unterzeichnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.*

   Damit konnten die Wissenschaftler die vonseiten einflußreicher Medieninteressengruppen immer wieder publikumswirksam lancierten Behauptungen eines Heeres von sogenannten Medienexperten ein für allemal widerlegen, daß ein "signifikanter" Wirkungszusammenhang zwischen Mediengewaltkonsum und Gewaltbereitschaft bis hin zu offener Gewalt angeblich nicht nachweisbar sei.

Im neuen Licht dieser überwältigenden - und nach "Erfurt" nicht mehr zu ignorierenden Forschungsergebnisse (die lange Zeit in der Öffentlichkeit so gut wie totgeschwiegen wurden) muß auch die Geschichte der Medienpolitik der achtziger Jahre im westlichen Teil Deutschlands einer umfassen Analyse unterzogen werden.

   Ziel dieser weitgehend "hinter verschlossenen Türen" sich abspielenden Politik aller damals regierenden politischen Parteien war bekanntlich der 1987 zwischen den Ministerpräsidenten der alten Bundesländer geschlossene Rundfunkstaatsvertrag zur Einführung der sogenannten dualen Rundfunkordnung im Sendegebiet der alten Bundesrepublik. Quasi über Nacht und ohne Vorwarnung, geschweige denn Befragung der betroffenen Bevölkerung wurde mit dem Vertrag das Quotenfernsehen US-amerikanischen Zuschnitts hierzulande "salonfähig" gemacht, d.h. dem damals noch überwiegend gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehen quasi gleichrangig zur Seite gestellt.

________

   In den zahlreichen medienpolitischen Diskussionsrunden der achtziger Jahre, die der gesetzlichen Einführung des Kommerzfernsehens 1987 in Westdeutschland vorangingen, wurden die längst absehbaren "Risiken und Nebenwirkungen" des anvisierten "dualen" Fernsehsystems für die Bevölkerung insgesamt – vor allem aber für die Kinder – immer wieder warnend zur Sprache gebracht. Längst gab es ja dazu eine Fülle erdrückender Befunde, zutage gefördert durch namhafte Wissenschaftler, die in den USA und in vielen anderen Ländern in universitären und staatlichen Forschungseinrichtungen die Wirkungen des Fernsehens auf Kinder und Erwachsene untersuchten.

Diese Untersuchungen verdanken ihre besondere Dignität dem Umstand, daß ihre Ergebnisse nicht dem ungehemmten Kapitalinteresse derjenigen "wie von selbst" entgegenkommen, die die globale Ausweitung ihrer Märkte mit allen verfügbaren Mitteln vorantreiben.Diese Ergebnisse waren nachzulesen in international führenden Fachzeitschriften auf den Gebieten der Psychiatrie, der Neurophysiologie, der Erforschung der Gehirnentwicklung, der Kinderheilkunde, der Entwicklungspsychologie und der Pädagogik, um nur einige wesentliche Forschungsfelder zu nennen. Angesehene amerikanische Zeitungen und Wochenmagazine wie "The New York Times" und "Newsweek" informierten ihre Leser regelmäßig über diese vereinten Wissenschaftsbemühungen, von verschiedenen Seiten her die weitreichenden und komplexen Wirkungen des quotenorientierten Fernsehens auf Individuen und Gesellschaft Schritt für Schritt aufzuhellen. **

   Wer aber hierzulande in der Mitte der achtziger Jahre auf solche unabhängigen Forschungsarbeiten warnend hinwies und in diesem Zusammenhang womöglich noch die aufs amerikanische Fernsehen bezogene Kritik renommierter Autoren wie Vance Packard, Marie Winn, Neil Postman, George Gerbner, Eric Lerner u.a. ins Feld führte, der landete schnell, meist ohne es selbst zu ahnen, in der "Speaker’s Corner" der medienpolitischen Arena – dort, wo die unverbesserlichen Käuze, "Fortschrittsverweigerer" und "Kulturpessimisten" Gelegenheit hatten, ihr Redebedürfnis zu befriedigen – ohne dabei den Vormarsch der neuen Medienpolitik im geringsten aufzuhalten.

Wohin die Reise ging, darüber belehrte Edmund Stoiber die Leser des "Bayernkurier" in einem Leitartikel ("Der Bürger ist mündig") vom 2. März 1985:

 
"Die Verweigerer, Verhinderer und Reglementierer stellen sich selbst ins medienpolitische Abseits. Sie tragen die Verantwortung dafür, wenn Deutschland technisch den Anschluß auf dem Gebiet der elektronischen Medien verliert. Die verheerenden Folgen für unsere Wirtschaft und die Sicherheit unserer Arbeitsplätze sind heute kaum absehbar ... Bisher wurde unsere Medienlandschaft durch die Monopolstellung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bestimmt ... Wir waren immer der Meinung, daß auch in diesem Bereich Konkurrenz zugelassen und ermöglicht werden muß, sobald die technischen Voraussetzungen hierzu vorhanden sind ... Wir übersehen keineswegs die Probleme und möglichen Fehlentwicklungen. Freiheit kann natürlich auch mißbraucht werden. Beispiele der Horror- und Gewaltdarstellung zeigen dies eindringlich ... Aber es widerspricht unserer Grundauffassung, sich wegen der Mißbrauchsmöglichkeiten gegen die Freiheit zu entscheiden."

 

   Hier wird mit einem ehrwürdigen Begriff irreführend jongliert - ein großes Wort bedenkenlos in Dienst genommen: Denn die einzige Freiheit, um die es in Stoibers Argumentation in Wahrheit ging, war die Entfaltungsfreiheit der Medien- und Telekommunikationskonzerne.

Neben Edmund Stoiber gehörten zu den Wortführern der neuen Medienpolitik auch Leute vom Durchsetzungsvermögen und der zupackenden Denkungsart eines Rudolf Mühlfenzl (des Initiators des "Münchner Kabelpilotprojekts"). In einem Grundsatzreferat richtete sich Mühlfenzl 1985 in München an Mitglieder des Kulturpolitischen Arbeitskreises der CSU:

 
"Dank des entschlossenen Handelns seitens der (Bayerischen) Staatsregierung und der CSU-Landtagsfraktion am Beispiel des ‚Medienerprobungs- und Entwicklungsgesetzes‘ (MEG) sind in Bayern Fakten geschaffen worden, an denen niemand mehr vorbeikommt ... Da mag sich die selbsternannte Medienelite aus Publizistik und Kirchen vor wenigen Wochen tagelang in tiefschürfenden Analysen etwa des Programms von SAT 1 ergangen haben und – wie nicht anders zu erwarten – zu vernichtenden Ergebnissen gelangt sein, den Bürger läßt das gleichgültig. Dieser Unterhaltungskanal steht an der Spitze der Beliebtheit ... Wir sollten uns klarmachen, daß von den nationalen und auch den ausländischen (kommerziellen) Vollprogrammen die inhaltliche Vielfalt, die wir mit Hilfe der neuen Medientechniken herstellen wollen, nicht ausgehen wird ... Hier wird die massen-attraktive Unterhaltung bei weitem dominieren." (Mühlfenzl meint damit die systematisch unterschwellig operierende, manipulatorische "Unterhaltung", deren einziger Zweck die "Attraktion" der Massen an die Bildschirme ist, d. Verf.) ... "Informationsteile werden ... zahlenmäßig deutlich in der Minderheit bleiben ... In diesen privaten nationalen und ausländischen Vollprogrammen werden Bildungs- und Kulturprogramme so gut wie keine Rolle spielen – da soll man sich selbst und anderen nichts vormachen."

 

   Die von Mühlfenzl so bezeichnete "selbsternannte Medienelite aus Publizistik und Kirchen" wurde in ihrer Kritik unterstützt durch andere gesellschaftliche Gruppen – vor allem aus dem Erziehungsbereich. Sie alle hofften – wie gesagt – damals noch, die medienpolitischen Meinungsführer rechtzeitig sensibilisieren zu können für die vorhersehbaren psychischen, sozialen und kulturellen Risiken und Folgelasten, die der Gesellschaft durch die totale Umschaffung ihres Fernsehsystems aufgebürdet werden würden. Denn wer nur wollte, konnte sich ja – gestützt auf die oben erwähnten unabhängigen Untersuchungen – ein genaues, ungeschöntes Bild machen von dem Ausmaß und der Wesensart der Veränderungen, welchen die Menschen durch den radikalen Zugriff des Kommerzfernsehens auf ihre Privatsphäre unweigerlich unterworfen werden würden.

So vorgewarnt, hätten die damals verantwortlichen Medienpolitiker mißtrauisch und hellhörig werden müssen gegenüber jener Flut verharmlosender "Expertisen" (wie die des an anderer Stelle schon zitierten William J. McGuire), welche die psychologische Unbedenklichkeit des zukünftigen, quotenorientierten Fernsehens – selbst für Kinder – wieder und wieder zu beweisen vorgaben. Dies umso mehr, als jene Politiker für sich selbst den "durchschlagenden" Effekt unterschwelliger Wählerbeeinflussung sehr wohl zu schätzen und zu würdigen wußten.

   Wie anders ist es zu verstehen, daß führende Unionspolitiker schon Ende der siebziger Jahre für ihre eigene Plakat- und Fernsehwerbung die Dienste von Medienkoryphäen wie etwa des vormaligen ORF-Intendanten Gerd Bacher großzügig in Anspruch nahmen, - eines Mannes, der ausgewiesenermaßen die "Materie" (d.h. das "natürliche Gefälle" Fernsehen – Werbung – Gesellschaft) aus dem ff beherrscht?***

Aber die selben Parteipolitiker von Bonn bis München, die den tiefgreifenden psychologischen Wirkungen gekonnter Werbung so eminente Bedeutung beimaßen, daß sie sich dazu der Dienste des besten und erfahrensten Fernseh-Routiniers im deutschsprachigen "Kulturraum" versicherten, - eben diese Politiker sahen offenbar nichts Irritierendes darin, daß gleichzeitig ein Heer von "Experten" gerade sie von der "mentalen Harmlosigkeit" geballter psychologischer Macht in der Werbung und Unterhaltung des angestrebten kommerziellen Fernsehens zu überzeugen suchte.


Wußten sie etwa nicht, wie zweifelhaft

in ihrem Wert für die Gesellschaft

jene "im Namen der Wissenschaft"  verfaßten

Gutachten sind, die bedenkenlos für gut erachten,

 was dem unersättlichen Kapitalinteresse

einiger weniger "wie von selbst" entgegenkommt?
 

Mit anderen Worten: Entweder wußten die damals politisch Verantwortlichen, was sie taten, als sie jene im Namen der Wissenschaft verfaßten Unbedenklichkeitserklärungen**** als "grünes Licht" für sich verbuchten. Oder aber sie durchschauten die Doppelbödigkeit ihres Vorhabens nicht. In beiden Fällen bleibt es dem Leser überlassen, sein Urteil über ihre medienpolitische Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit zu fällen.

   Der für die Bevölkerung so folgenschwere Rundfunkstaatsvertrag von 1987 wurde von allen damals regierenden Ministerpräsidenten (Union und SPD) unterzeichnet. Sie brachten damit auch – zum Schaden der Demokratie – das per Verfassung den Bürgern verpflichtete öffentlich-rechtliche Fernsehsystem unter massiven kommerziellen Druck – und damit in (noch größere) Abhängigkeit von den politischen Parteien, die die Kontrollgremien der Rundfunkanstalten beherrschen.

Inzwischen emanzipierten sich – quer durch die Parteien – einzelne einflußreiche und medienpolitisch zunehmend nachdenkliche Politiker (wie etwa Jürgen Rüttgers, CDU, Heide Simonis und Wolfgang Clement, SPD) von der medienpolitischen Generallinie ihrer je eigenen Parteiführungen. Sie fordern Partei-Unabhängigkeit für die öffentlich-rechtlichen Sender: politische Parteien sollen künftig in den Kontrollgremien öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten nicht mehr vertreten sein.

   Dies sind hoffnungsvolle Zeichen für zunehmende Sensibilität und Eigenständigkeit bei der Beurteilung des hochempfindlichen und labilen Beziehungsgefüges zwischen Massenmedien und Gesellschaft.

      Üben wir uns also in der Kunst der Unterscheidung der Geister, wenn wir die medienpolitischen Bekenntnisse und Bekundungen derjenigen hören, die höchste politische Ämter in unserem Staat innehaben oder sich um sie bewerben.


Pionierrang auf dem Feld verantwortungsbewußter Medienpolitik hat die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), in der erstmals die Forderung nach einem politisch unabhängigen öffentlich-rechtlichen Fernsehsystem ohne Werbung und Quotenzwang öffentlich erhoben wurde. Bernhard Suttner (ÖDP) sieht die geforderte Weiterentwicklung des öffentlichen Rundfunks als geschichtliche Notwendigkeit an, denn:

Unabhängige Medien sind unerläßlich

für den Aufbau einer

humanen demokratischen Gesellschaft.

   Und je mehr die Gesellschaft insgesamt - unterstützt und inspiriert durch unabhängige Medien - an emotionaler Sicherheit und an politischer Reife Schritt um Schritt hinzugewinnen wird, desto selbstverständlicher wird sie dann auch die ökologische Wende aus eigener Einsicht und Kraft Schritt um Schritt vollziehen.
 

Juni 2004 / Juni 2009
Forum Bürgerfernsehen

_______________

* Die Resolution wurde unterzeichnet von: Dr. W. H. Hopf, München; Dr. M. Kandler, Univ. München; Prof. em. Dr. E. F. Kleiter, Univ. Flensburg; Prof. Dr. H. Lukesch, Univ. Regensburg; Dr. R. Steckel, Univ. Bochum; Prof. Dr. R. Tippelt, Univ. München; Dr. C. Trudewind, Univ. Bochum; Dr. R. H. Weiß, Stuttgart.

** Literaturhinweise:

- Friedlander, Bernard Z., Wetstone, Harriet S., Christopher S., Suburban Preschool Children's Comprehension of an Age-Appropriate Informational Television Program, in: Child Development, Bd. 45, 1974.

- Coates and Hartrup, Age and Verbalization in Observational Learning, in: Development Psychology, Bd. 1, 1969.

- Deikman, Arthur J.; Bimodal Consciousness, in: Archives of General Psychiatry, Dezember 1971.

- Haber, Ralph N., Eidetic Images, in: Scientific American, April 1969.

- Rosenzweig, Mark R., Bennet, Edward L. und Cleeves Diamond, Marian, Brain Changes in Response to Environment, in: Scientific American, Februar 1972.

- Bronfenbrenner, Urie, Is Early Intervention Effective?, in: Bericht für das Department of Health, Education and Welfare, Washington D.C., 1974.

- Cline, Victor, The Desensitization of Children to Television Violence, in: National Institutes of Health, 1972.

- Bronfenbrenner, Urie, Who Cares for America's Children? Beitrag zur Konferenz der National Association for the Education of the Child, 1970.

- Gadberry, Sharon, Television as Baby-Sitter: A Field Comparison of Preschool Behavior During Playtime and During Television Viewing, in: Child Development, Bd. 45, 1974.

- Gould Jack, Family Life 1948 AT (After Television):

Die Kinderstunden im Fernsehen sind zugegebenermaßen ein heimtückisch wirkendes Beruhigungsmittel für die E l t e r n . Mit den fächerförmig vor dem Gerät ausgebreiteten Knirpsen geht eine merkwürdige, aber wohltuende Stille einher . . . ."

in: The New York Times, 1. August 1948 (Zitat aus einem Artikel des ersten Fernsehkritikers dieser Zeitung).

- Why Johnny can't Write, in: Newsweek, 8. Dezember 1975.

- Skyrocketing Juvenile Crime, in: The New York Times, 21. Februar 1975.

- Morgan, Ted, They think I Can Kill because I'm 14, in: The New York Times Magazine, 19. Januar 1975.

- Youthful Violence grows, in: The New York Times, 4. November 1974.

- Haddad Ryan, Barbara, Would You Free Your Children from the Monster?, in: Denver Post, 9. Juni 1974.

- McCarthy, Colman, Ousting the Stranger from The House, in: Newsweek, 25. März 1974.

-  Packard, Vance, Our Endangered Children. Growing Up in a Changing World, Copyright 1983 by Vance Packard, deutsch: Verlust der Geborgenheit. Unsere kinderkranke Gesellschaft, Bern und München 1984.

- Winn, Marie, Die Droge im Wohnzimmer, a.a.O.

- Postman, Neil, Das Verschwinden der Kindheit.

- Postman, Neil, Wir amüsieren uns zu Tode, a.a.O.

- Gerbner, George, Annenberg School of Communication, University of Pennsylvania, Philadelphia:

 "Television today ist the central cultural arm of American Society. From infancy on, Children learn more about society from TV than from school, their parents, or any other source. TV's role is like that of religion in preindustrial society - TV is today's religion."

Zitiert nach Lerner, Eric J., The Great Culture machine: brainwasher or educator?, in: IEEE Spectrum, Internationale Mitgliederzeitschrift des Institue of Electrical and Electronics Engineers, 6/1984 (Sondernummer zum Thema Beyond 1984: technology and the individual).

*** Gerd Bacher war langjähriger Generalintendant des "Österreichischen Rundfunks" (1967 zum ersten Mal gewählt). Ablösung 1974; 1975 und 1976 Publizist und Medienfachmann im In- und ausland; 1978 erneut Generalintendant des ORF.

**** Dazu Gerd Bacher in einem am 16. April 1996 gehaltenen Vortrag vor dem "Münchner Arbeitskreis öffentlicher Rundfunk":

 "Der gesellschaftliche Stellenwert des public broadcasting (des öffentlichen Rundfunks) ist angesichts der durch kommerzielle Libertinage ausgelösten (Medien-)Wirkungsdiskussion besonders relevant geworden. Der jahrzehntelang verzapfte Unsinn von der Macht- und Einflußlosigkeit der Massenmedien ist infolge der Medienabhängigkeit zeitgenössischer Politik auch für den Naivsten obsolet."

Es ehrt den Redner, wenn er dies heute offen sagt. Was er allerdings (noch) nicht sagt, ist die Konsequenz aus seiner – wann immer entstandenen – Erkenntnis: Wenn nämlich das Fernsehen, wie Bacher hier einräumt, tatsächlich suggestive Macht- und Einflußmöglichkeiten hat (und Bacher muß wissen, wovon er spricht!), dann ist der öffentliche Rundfunk dazu verpflichtet, die Bevölkerung hierüber aufzuklären.

Dies aber können die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (deren gesellschaftskulturellen Auftrag Bacher vehement beschwört) nur leisten, wenn sie selbst sich (getragen durch gerechte Zuschauergebühren einer medienpsychologisch und medienpolitisch mehr und mehr aufgeklärten Bürgerschaft) vom Kapitalbeschaffungsinstrument Werbung trennen – und damit zugleich lösen vom Zwang zu quotenorientierter Unterhaltung mit ihren immer neuen "Schüben an Trivialität, Gewalt und Obszönität" (Bacher).

Das Thema von Bachers Vortrag lautete: "Zwischen Zwangsbeglückung und Schwachsinn. Die Zukunft des öffentlichen Rundfunks in einer Medienwelt, die sich vor allem rechnen muß".

*** * * ***

 

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