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Politische
Daumenschrauben
für ARD
und ZDF?
8. Oktober 2004.
Soeben haben die Ministerpräsidenten der Länder sich darauf
geeinigt, daß unsere Rundfunkgebühr zum April 2005 um 86 Cent auf 17,01 Euro pro
Monat steigen soll. Sie haben damit erstmals den Vorschlag der von ihnen
selbst eingesetzten unabhängigen Gebührenkommission KEF übergangen, die
1,09 Euro mehr vorgeschlagen hatte. Nur
vordergründig geht es bei diesem Gebühren-Konflikt zwischen Medienpolitik
und Gebührenkommission um die für die Bürger eingesparten, bzw. ihnen
zusätzlich "zugemuteten" Cent-Beträge:
In
Wirklichkeit geht es um (mehr) Unabhängigkeit der
öffentlich-rechtlichen Anstalten von rundfunkpolitischen Eigeninteressen
der politischen Parteien, die die Rundfunk-Kontrollgremien dominieren und
damit massiven Einfluß ausüben können auf die Programm-, Finanz- und
Personalpolitik der Sender.
Schon am 25./26. September 2004
berichtete die Süddeutsche Zeitung:
"... Doch jetzt stellt sich die KEF in den Weg, die von den Ländern selbst
eingesetzte, unabhängige Gebührenkommission. Sie hatte 1,09 Euro mehr für
ARD und ZDF vorgeschlagen.
In einem Brief an den Mainzer Ministerpräsidenten Kurt Beck
schreibt KEF-Chef Rainer Conrad, die Kommission sehe ein "erhebliches
Verfassungsproblem". Er verweist auf die Vorgabe des
Bundesverfassungsgerichts, wonach die Länder weitgehend an das Votum der
KEF gebunden seien.
Bei einer Abweichung dürften keine "programmlichen und
medienpolitischen Zwecke" verfolgt werden. Die Länderchefs wollten aber,
so Conrad, die Gebührenerhöhungen etwa dadurch korrigieren, daß die
Anstalten einen Teil ihrer Sportsenderechte weiterverkaufen (an private
Sender wie Sat 1 oder RTL).
... Der
KEF-Vorsitzende wendet ein, dieser Vorschlag berühre "die
Programmautonomie der Anstalten" ... Conrads Vorschlag kommt der ARD, die
eine Verfassungsklage gegen die Länder erwägt, sehr gelegen ..."
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Mehr zur
Programmautonomie der öffentlich-rechtlichen Anstalten und zu den
"programmlichen
und
medienpolitischen Zwecken" unter dem Link "Fernseh-Gebührenzahler
als Gegenmacht" auf dieser Internetseite:
www.fernseh-gebuehrenzahler.de
Frank Böckelmann
© Süddeutsche Zeitung |
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Nicht nur
bei der Einführung der "dualen Rundfunkordnung" - dem Mediensystem,
das "sich mit sich selbst duelliert" (so die IG-Medien-Zeitschrift
"Publizistik & Kunst 7/92) - hat der Medien-Misch-Großkonzern
Bertelsmann hinter den Kulissen eine wichtige Rolle gespielt:
"Bezeichnenderweise ist es nahezu unbekannt, daß die (Bertelsmann-)Stiftung
die Hochschul-, Gesundheits-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik
seit dem Antritt der Regierung Schröder entscheidend bestimmt hat."
(Zitat aus dem nachfolgend genannten Buch.)
Zur
"diskreten Form der Herrschaft" durch Bertelsmann veröffentlichte
die Süddeutsche Zeitung vom 27. September einen exklusiven
Vorabdruck aus dem Buch "Bertelsmann. Hinter der Fassade
des Medienimperiums": eine umfassende Recherche der Publizisten
Frank Böckelmann und Hersch Fischler, die Anfang Oktober beim
Eichborn Verlag erscheint. In der selben Ausgabe der SZ
findet sich auch ein lesenswertes Interview von Thomas Thiel und
Ulrich Raulff mit Frank Böckelmann, das auch auf der Internetseite
der Süddeutschen unter der Rubrik "Kultur" veröffentlicht
wurde unter der
Internetadresse:
www.sueddeutsche.de
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