Krieg und Frieden:

Von Massenpropaganda,

"unreifen politischen Führern"

und den Gesetzen der kindlichen Entwicklung

 

Friedensfähigkeit und Demokratiefähigkeit gedeihen bekanntlich am besten und nachhaltigsten in vertrauensvollen Eltern-Kind-Beziehungen. Und ein unabhängiges öffentlich-rechtliches Fernsehen könnte sehr viel dazu tun, um solche friedensstiftenden Beziehungen zu fördern – zum Beispiel durch gut verständliche Informationssendungen für junge Eltern über die aufeinanderfolgenden, alterstypischen Phasen und Krisen in der Entwicklung ihres Kindes – und darüber, wie sie als Eltern diese Entwicklung unterstützen können. Aber auch aus einem ganz anderen Grund ist es nicht nur für junge Eltern, sondern für die gesamte Zivilgesellschaft heute mehr als je zuvor lebenswichtig, dass Erkenntnisse über die Gesetze der kindlichen Entwicklung ins allgemeine Bewusstsein gehoben werden:

Wir alle hoffen in diesen Tagen noch und engagieren uns dafür, dass die vereinte Welt-Vernunft – das unablässige Bemühen der Friedensfreunde in aller Welt – die Befürworter eines Kriegs gegen den Irak dazu bewegen wird , ihre schon in Anschlag gebrachten Waffen beiseite zu legen. Aber selbst wenn alles gut ausgehen sollte für diesmal, sind doch damit die Gefahren nicht gebannt, die immer neu von politischen Führern ausgehen, die offenbar nicht frei und nicht souverän und nicht phantasievoll genug sind, um friedliche, menschengerechte Lösungen für internationale Konflikte zu finden. Warum aber lassen sich Bevölkerungen manchmal dazu überreden, gerade solche Personen in höchste Staatsämter zu wählen?

 

"Unreife politische Führer" und Massenpropaganda

Der weltweit angesehene englische Kinderarzt und -psychiater D.W. Winnicott schrieb dazu: "Es ist für den Mann von der Straße sehr schwierig zu erkennen, dass das Wesen einer Demokratie wirklich vom Normalbürger ... abhängt ... Er lässt deshalb jene, die einen Führungsdrang verspüren, so leicht in Schlüsselpositionen aufsteigen. Sind diese unreifen politischen Führer erst einmal in solchen Positionen, ziehen sie auf der Stelle die offenkundig Antisozialen in einer Gesellschaft X an sich, die sie (die unreifen Führer) als ihre natürlichen Meister willkommen heißen."

Das Wort "unreif" ist hier nicht abwertend gemeint, sondern es besagt nur, dass die betreffende Person aufgrund ungünstiger biographischer Anfangsbedingungen sich nicht – oder noch nicht – zu einer in sich ruhenden, gefestigten Persönlichkeit mit sozialer Kompetenz entwickeln konnte. Auch das Wort "antisozial" heißt in diesem Kontext zunächst nur, dass die betreffende Person aufgrund ihrer eigenen Kindheitsgeschichte keinerlei soziales Empfinden entwickeln konnte.

Das Instrument, mit dem unreife politische Führer und ihre engere Gefolgschaft die Zustimmung der Bevölkerung unterschwellig zu erzwingen suchen, ist politische bzw. religiös bemäntelte Massenpropaganda. Und seit altersher erzielen dabei dienstbare, routinierte Propagandisten ihre "durchschlagenden" Erfolge in der Bevölkerung vor allem durch das Aufrühren und Schüren von tief ins Unbewusste abgedrängten verzehrenden Kindheitswünschen und -ängsten. Sie bedienen sich dabei – von der Allgemeinheit bisher noch weitgehend unerkannt – ihrer Kenntnisse über die Gesetze der kindlichen Entwicklung.

Die besagten Gruppen beziehen also einen wesentlichen Teil ihrer Macht aus dem ruinösen Trickspiel mit der Macht des Unbewussten. Und dieses "Spiel ohne Grenzen" wird erst ein Ende haben, wenn die Bürger ihrerseits in der Lage sein werden, die massenpsychologischen Strategien zu durchschauen, mit deren Hilfe sie auf dem Weg über ihr Unbewusstes gesteuert werden sollen -und wenn sie selbst kenntnisreich damit beginnen, diejenigen rechtzeitig und kritisch unter die Lupe nehmen, die sich ihnen – berechtigt oder unberechtigt – als gemeinwohl-orientierte politische Führungspersönlichkeiten empfehlen.

Durch systematische Aufklärung dieser Zusammenhänge könnten politisch und wirtschaftlich unabhängige Fernsehsender einen unendlich wertvollen Friedensbeitrag zur Selbstbestimm-ung der globalen Zivilgesellschaft leisten.

Februar 2003 Forum Bürgerfernsehen

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Anmerkungen:

www.fernseh-gebuehrenzahler.de (Forum Bürgerfernsehen):

Unter dem Link "Verkehrte Welt im Rundfunkrat" sind in Kap. 2 die gegenwärtig stark einschränkenden politischen Rahmenbedingungen öffentlich-rechtlicher Fernsehsender dargestellt, und in Kap. 3 der Entwurf eines demokratisch legitimierten öffentlich-rechtlichen Fernsehens ohne Werbung und Quotenzwang. Ein solches weiterentwickeltes öffentlich-rechtliches Fernsehsystem könnte durch Rundfunk-Volksbegehren auf Länder-ebene durch die Bürger selbst organisiert werden (die ja das per Verfassung bürger-verpflichtete öffentlich-rechtliche Fernsehen mit ihren Gebühren am Leben erhalten!). Der bessere Weg aber wäre ein Umdenken der gegenwärtig in den Ländern regierenden politischen Parteien in dieser Frage: Prominente SPD-Politiker wie Wolfgang Clement und Heide Simonis sind kürzlich aus dem mächtigen Fernsehrat des ZDF freiwillig ausgeschieden mit der Begründung, dass Parteipolitiker öffentliche Fernsehsender nicht über deren Rundfunkratsgremien kontrollieren sollten , und der ebenfalls prominente CDU-Politiker Jürgen Rüttgers tritt seit längerem für ein partei-unabhängiges öffentlich-rechtliches Fernsehen ohne Werbung ein. Dies sind hoffnungsvolle Zeichen für zunehmende Sensibilität nachdenklicher und verantwortungsbewußter Politiker auf dem Feld zeitgemäßer Medienpolitik.

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