© Bilderbuch - Begleiter der Kindheit. Hrsg. Amélie Ziersch:
"Der Buntscheck". Bilderbuch von E. Kreidolf, K. Hofer u.a. (1904). Hrsg. Richard Dehmel

 

Eltern sind nicht zu ersetzen
von Jürgen Liminski

Flensburger Tageblatt
 vom 3. April 2012

 

Wenn es um Familie und Kinder geht, dann haben in Deutschland die Arbeitsmarkt-Ideologen die größeren Megaphone zur Hand. So ist es auch beim Betreuungsgeld. Aber die Befürworter dieser Maßnahme haben die besseren Argumente. Da ist zunächst das rechtliche. Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Betreuungsurteil 1998 gefordert, dass jede Maßnahme im Bereich der öffentlichen Betreuung von einer privaten flankiert werden müsse. In diesem Sinn sind die 100 Euro ab 2013 (150 ab 2014) ziemlich kleinlich im Vergleich zur Subvention eines Krippenplatzes, der im Schnitt etwa 1000 Euro im Monat kostet. Hinzu kommt das politische Argument der Wahlfreiheit. Es gibt keine Wahlfreiheit, wenn beide Eltern aus wirtschaftlichen Gründen erwerbstätig sein müssen. Und der wirtschaftliche Druck auf Familien wächst.

Über die politisch-rechtlichen Argumente hinaus liefert die Hirn- und Bindungsforschung seit zwei Jahrzehnten immer mehr Belege für die Vorteile familiärer Betreuung in den allerersten Jahren. Nicht nur für den Spracherwerb, sondern auch für die Bildung ganz allgemein. Erst jüngst hat eine amerikanische Studie empirisch nachgewiesen, dass eine fürsorgliche elterliche Zuwendung, vor allem die Mutterliebe, die Hirnentwicklung und besonders auch den Spracherwerb fördert. Das sei auch anatomisch feststellbar, sagt eine der Autorinnen der Studie, Joan L. Luby. Der Hippocampus, eine Hirnregion, die Emotionen und Stress reguliert, wächst um bis zu zehn Prozent stärker, wenn diese Kinder in den ersten [drei]* Jahren von der Mutter oder der ersten Bezugsperson viel Zuwendung erfahren. Das deckt sich mit früheren Forschungen, etwa des britischen Wissenschaftlers Jay Belsky, der als wichtigstes Element schlicht festhält: Das Kind braucht jemand, der alles für es tut – „who is crazy for it“. Das ist bei den Müttern meist der Fall. Deshalb hält die Forschung generell fest: Bindung geht vor Bildung.

Krippen und Erzieherinnen können [in den ersten drei Lebensjahren des Kindes]** nicht leisten, was die meisten Eltern wie selbstverständlich erbringen, und zwar Tag und Nacht. Aber hier, bei der Qualitätsdebatte, verstummen die Gegner des Betreuungsgeldes. Ihre Megaphone sind Instrumente des Arbeitsmarkts, nicht der Kinderstube.


*Ergänzung in eckigen Klammern:  FORUM BÜRGERFERNSEHEN
** Ergänzung in eckigen Klammern: FORUM BÜRGERFERNSEHEN

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Wir danken der Redaktion
für die freundliche Publikationserlaubnis

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Walter Benjamin
 über
Kinder und Bilderbücher
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Die emotionale Entwicklung des Kindes
 unterstützt seine geistige Entwicklung
 

 

   

 Bruno Bettelheim – Louise Kaplan – D.W. Winnicott

 

„Es ist die emotionale Entwicklung, die die
intellektuelle Entwicklung unterstützt, die
Piaget auf so großartige Weise erforscht hat.“
Bruno Bettelheim

 

Mit diesem Satz fasste der bedeutende Kinderanalytiker Bruno Bettelheim die Ergebnisse seiner erfolgreichen Therapiearbeit mit autistischen Kindern zusammen in seinem 1967 erstmals bei The Free Press in New York erschienen Werk - The Empty Fortress; Infantile Autism and the Birth of the Self (Die Geburt des Selbst). Hier, wie auch in seinem zweiten Hauptwerk - The Uses of Enchantment (Kinder brauchen Märchen) - befasste Bettelheim sich u.a. eingehend mit Jean Piaget und dessen Erforschung der intellektuellen Entwicklung des Kindes.

Bettelheim gehört in die Reihe der großen Entwicklungspsychologen, die sich nach dem zweiten Weltkrieg weltweit und mit internationaler Resonanz erstmals der beobachtenden Erforschung des Lebens von kleinen Kindern widmeten: den grundlegenden Gesetzmäßigkeiten ihrer frühen Entwicklung. Stellvertretend für viele andere seien hier namentlich genannt: Anna Freud, Erik H. Erikson, René Spitz, John Bowlby, Louise Kaplan und Donald W. Winnicott.

Nach dem zweiten Weltkrieg hatten aus Europa emigrierte Psychoanalytiker die von Sigmund Freud in Wien begründete Psychoanalyse auch in den USA bekannt gemacht. Während jedoch Freud seine Forschungsergebnisse (und seine darauf aufbauende Theorie der kindlichen Entwicklung)  noch seinen erwachsenen Patienten verdankte und aus deren Krankengeschichten Rückschlüsse auf die kindliche Entwicklung zog, begannen Kinder-Psychoanalytiker in den 50er und 60er Jahren erstmals mit der direkten Beobachtung der Entwicklungsphasen von Babys und Kleinkindern.

 


Foto mit  freundlicher Genehmigung eines Bekannten
© FORUM BÜRGERFERNSEHEN

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Schon wenig später begann bekanntlich in ganz Europa der Siegeszug der Telekommunikationskonzerne mit ihren werbefinanzierten Fernsehsendern.* Dies führte unmittelbar zu einem "Quantensprung" in der Beziehung zwischen Medien und Gesellschaft.
*Mit tatkräftiger Schützenhilfe von Großbanken wie etwa der Deutschen Bank.
(Vgl. hier die Seite "Zeitdieb Quotenfernsehen").

Das in den 1950er und 1960er Jahren erarbeitete kostbare Wissen über die Phasen und Krisen der kindlichen Entwicklung kollidierte nun mit den massiven ökonomischen Interessen jener mächtigen Gruppen, die das Werbefernsehen als scheinbar unerschöpfliche Geldquelle für sich selbst entdeckt hatten ...

Ein kurzer Blick auf den den damals beginnenden und noch nicht beendeten medialen Durchsetzungskampf soll verdeutlichen, worum es dabei für die Bevölkerung - und vor allem für die Kinder in unserer Gesellschaft - in Wahrheit ging.

Das Wirkungsgeheimnis unterschwelliger Zuschauerbeeinflussung beschrieb 1961 erstmals der amerikanische Motivanalytiker Ernest Dichter in einem ebenso faszinierenden wie bildmächtigen Buch The Strategy of Desire (deutsch: Strategie im Reich der Wünsche, 1964):

" ... Immer wieder versuchen wir, in das Nirwana embryonaler Wärme und träumerischer Unwissenheit zu entfliehen. Wir fürchten uns vor den Verführungsmethoden, weil sie das Flammenschwert des Engels sind, das, am Schleifstein der Wissenschaft geschärft, uns hindert, dahin zurückzukehren, wo wir - vermutlich irrtümlich - das 'Paradies' vermuten.

Menschliche Wünsche sind das Rohmaterial, mit dem wir arbeiten. Ihre planmäßige Steuerung ist die Form, die das Bild der Menschen prägt, sie ist die wichtigste Waffe im Arsenal dieser Welt." 

Dazu die Werbefachfrau Eva Heller in ihrem 1984 erschienen Buch Wie Werbung wirkt:

"Die Grammatik ist Camouflage - Dichters Worte markieren Machtverhältnisse: 'Wir', die wir uns in träumerischer Unwissenheit am wohlsten fühlen, das sind wir Verbraucher; aber 'wir', die mit den menschlichen Wünschen arbeiten und durch planmäßige Steuerung das Bild des Menschen prägen - der Engel mit dem Flammenschwert - kein Zweifel: das ist der Motivanalytiker Dichter." (S. 37)**
** Heller, Eva, Wie Werbung wirkt: Theorien und Tatsachen, Frankfurt a. Main 1984
Haug, Wolfgang F., Kritik der Warenästhetik, Frankfurt a. Main 1983

Ernest Dichter hatte erkannt, dass man die aus frühester Kindheit stammenden hoch dynamischen, aber später (mit gutem Grund) zurückgedrängten Gefühle im Zuschauer besonders leicht wiedererwecken und damit auch höchst effizient in der Fernsehwerbung nutzen konnte.

Denn die „planmäßige Steuerung menschlicher Wünsche“ war ja nichts anderes als das absichtsvolle systematische Aufrühren jener längst tief  ins Unbewusste abgedrängten verzehrenden Ängste und Sehnsüchte des einst kleinen Kindes - und zugleich das Umlenken der solcherart freigesetzten psychischen Energien auf die Mühlen der Werbung. War es doch nun möglich  geworden, diese latenten Energien aus ihrem durch Erziehung und Konvention „anerzogenen Zwangskorsett“ zu befreien: den „Geist aus der Flasche “ freizulassen, ganz gleich, zu welcher Hydra  er emporwachsen würde ...

Nun konnte man mit der Schärfe eines "Flammenschwerts" - psychoanalytischem Wissen verbunden mit den technischen Visualisierungs-Möglichkeiten des Fernsehens - in die tiefsten, ungeschützten Schichten der menschlichen Psyche eindringen und so die ahnungslosen Empfänger der Werbebotschaften mit der Zeit immer leichter  nach dem "Menschenbild"  formen, das den Marktstrategen am Herzen lag ...

TV-Werbung und kommerzielle TV-Unterhaltung sind nach den selben Wirkungsprinzipien aufgebaut. D. h. auch die "Mantelprogramme" der TV-Werbung dienen ausschließlich (durch Spielhandlung kaschiert) der Kauf-Steuerung der Fernsehzuschauer. Diese Steuerung gelingt umso reibungsloser, je attraktiver und "makelloser" die "Superfrauen" und "Traummänner" im Werbefernsehen dem "gewöhnlich sterblichen" Zuschauer vorkommen. Denn die Erfolgsrechnung der Werbestrategen besagt: Je unattraktiver sich Frauen und Männer gegenüber den künstlich aufgebauten Markt-Idolen im Werbefernsehen fühlen, desto besser. Denn umso dringender wird "normalerweise" ihr Wunsch, den eigenen "Makel" irgendwie zu überdecken oder am besten ganz und gar zu tilgen. Den hilfreichen Weg dahin weist die Fernsehwerbung.

Dichters subversive Botschaft faszinierte - und alarmierte zugleich - die eben entstehenden Medienkonzerne und alle Interessengruppen, die ihnen zuarbeiteten und von ihnen zu profitieren hofften: Sie alle ermaßen die durchschlagende Wirkung des Beeinflussungspotentials, das in der Fernsehwerbung steckte; zugleich aber wurde ihnen klar, dass ihre Werbestrategien nur so lang erfolgreich sein würden, wie die Zuschauer nicht merkten, mit welchen besonderen Waffen sie da Tag für Tag und Abend für Abend hinters Licht ihrer ökonomischen Vernunft geführt und wie ihre eigenen Kinder in den Fernseh- und Konsumsog gnadenlos mit hineingezogen wurden.

Diese Perspektive verband blitzschnell die involvierten Interessengruppen - einschließlich der politisch Verantwortlichen – zu einer ebenso mächtigen wie unerbittlichen Allianz: einem weltweiten Schweigekartell in Sachen „Kinder und Fernsehen“ und "Suggestive Fernsehwirkungen".

Die  menschengerechten, nicht-kommmerziellen Forschungsergebnisse der bis dahin sich entfaltenden beobachtenden Entwicklungs-Psychologie und die Bedeutung ihrer großen Pioniere: dies alles wurde quasi über Nacht in Bann getan und zum totalen medialen Tabu erklärt; wichtige Verlage etwa sahen sich plötzlich veranlasst, ihre verdienstvollen, dem Wohl der Kinder gewidmeten Publikationen (wie etwa Marie Winns luzides Werk „Die Droge im Wohnzimmer“)** nicht mehr neu aufzulegen.
** Winn, Marie: Die Droge im Wohnsimmer. Für die kindliche Psyche ist Fernsehen Gift. Es gibt nur ein Gegenmittel: Abschalten! - Rowohlt Verlag, 1979

Ein Heer selbsternannter Medienexperten übernahm in der nun einsetzenden medialen Großoffensive gegen die ahnungslose Bevölkerung eine besonders verhängnisvolle Rolle. Bereitwillig unterwarfen sie sich dem Diktat der über Nacht usurpierten Medienherrschaft, gaben sie sich dazu her, das Fernsehen "im Namen der Wissenschaft" als eine zeitgemäße Errungenschaft anzupreisen, die angeblich selbst für kleine Kinder kaum psychische Gefahren berge. Den besorgten Eltern wurde dafür eingehämmert, dass gerade das Fernsehen schlechterdings alternativlos sei für die "kognitive", also intellektuelle Entwicklung und Erziehung ihres Kindes.***
*** Marie Winn über "Sesamstraße". A. a. O., S. 39 ff.

Als Garant für die wissenschaftliche Unanfechtbarkeit dieser Behauptung, die allen entwicklungspsychologischen Erkenntnissen diametral widerspricht, wurde insbesondere Jean Piaget immer wieder ins Feld geführt. Dabei war es gerade Piaget, der feststellte, daß Kinder bis zu ihrem achten Lebensjahr alles aufs Wort glauben, was ihnen im Fernsehen erzählt wird. Sie verstünden deshalb die Kaufappelle des Werbefernsehens als "direkte Handlungsanweisungen", d.h. als Kauf-Befehle!****
****Vgl. hier: "Psychologische Medienforschung und ökonomisches Interesse".

Rolf Degen, unermüdliches Sprachrohr jener neuartigen Allianz aus Medien-Interessengruppen, bezog sich im März 1988 in PSYCHOLOGIE HEUTE speziell auf William J. McGuire, damals die sogenannte "graue Eminenz der psychologischen Medienforschung":*****
**** Vgl. hier: "Psychologische Medienforschung und ökonomisches Interesse".
McGuire William J., The Myth of Massive Media Impact. Public Communications and Behavior, Bd. 1 (1986), 173 ff.
Degen, Rolf,  Medien-Wirkung: der große Bluff, in: PSYCHOLOGIE HEUTE, März 1988, S. 20ff.
Dichter, Ernest, The Strategy of Desire, New York 1961, deutsch: Strategie im Reich der Wünsche, München 1964)
Psychologie im Marketing: Was leisten die Methoden?, in: Absatzwirtschaft, Heft 5 (1980)


R. Degen: "Wenn wir manchen Kulturkritikern Glauben schenken wollen, dann sind wir fest im Würgegriff der Massenmedien, deren Botschaften wir täglich ausgesetzt sind ... Es grenze schon an Massenwahn (so McGuire), mit welcher Verbohrtheit ... an diesen Trugvorstellungen festgehalten werde, ob es sich nun um linke Kulturkritiker handele, die, in der Tradition der Frankfurter Schule, gegen die Manipulation der Massen durch die Unterhaltungsindustrie räsonieren, oder um konservative Sittenwächter, die angesichts nackter Busen und loser Sprüche den Untergang des Abendlandes beschwören. Eine der seltsamen Mischformen, die in den letzten Jahren entstanden sind, sitzt ebenfalls diesem Trug auf: der kritische Bildungsbürger, der mit wohligem Schauder liest, daß sich der Pöbel mit debilem Grinsen zu Tode amüsiert."

W. J. McGuire: "Jeder Eingriff in die öffentliche Information, die künstlerische Ausdrucksfreiheit und die Unterhaltung ist empörend, da die Verbannung von einer Sorte Material (gemeint sind Gewaltszenarios im Fernsehen, d.Verf.) dem Verbot von anderen Tor und Tür öffnet ... Und wenn man die Darstellung von Gewalt unterbindet, weil sie etwas Schaden anrichtet, sind andere Aktivitäten, deren schädliche Folgen viel greifbarer sind,  also etwa Autofahren, Trinken, Geschlechtsverkehr und der Kirchgang, das logische nächste Angriffsziel ... Selbst wenn Künstler und Produzenten fortführen, gewalttätige Programme zu machen, und das Publikum sie weiterhin konsumierte, reichte ihr geringfügiger Effekt nicht aus, meine Abneigung gegen die Einschränkung der Pressefreiheit und anderer Formen des künstlerischen Ausdrucks zu übertönen ... Der Forschung auf diesem Gebiet ist es nicht gelungen, Signale für politische Entscheidungsträger zu setzen."

Solche Gedankengänge aus der Feder der "grauen Eminenz der psychologischen Medienforschung" waren in den 1980er Jahren von unschätzbarem Argumentationswert für die nach Europa ausgreifenden bzw. dort entstehenden Medien- und Telekommunikationskonzerne gegenüber den politischen Entscheidungsträgern in  Europa (wie der letzte Satz McGuires klar zum Ausdruck bringt).

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Ein  Nachdenken über die oben skizzierten epochalen Umwälzungen in den 1980er Jahren führt uns zum Grundthema dieser Seite zurück: zu den Lebens- und Entwicklungsbedingungen der heutigen Kinder - und zur Rolle ihrer Eltern in unserer Gesellschaft.

In der jetzt aufgeflammten erbitterten Auseinandersetzung um den gesellschaftlichen Wert (oder Minderwert) elterlicher Fürsorge für die eigenen Kinder wird es hilfreich sein, sich auch an die bleibenden  Wissenschaftsleistungen der großen Forscher und Denker zu erinnern, die vor unserer neoliberalen Zeitrechnung (also vor 1970) die frühen Lebensphasen geduldig erkundeten, in welchen ein Kind Schritt um Schritt Urvertrauen in die Welt und zu sich selbst entwickeln und - darauf aufbauend - zu einem  lebenszugewandten und verantwortungsbewussten Erwachsenen  allmählich heranreifen kann.

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Bruno Bettelheim


Bruno Bettelheim, 1903 in Wien geboren, studierte dort Psychologie und Philosophie und emigrierte nach einjähriger Haft in Dachau und Buchenwald 1939 in die USA. Er leitete fast 30 Jahre lang eine Modellschule für psychisch gestörte Kinder. Durch seine Veröffentlichungen ist er weit über Amerika hinaus bekannt geworden.

„Mit Bettelheims Namen ist wie mit keinem anderen die Erfahrung verbunden, dass man autistische und psychotische Kinder heilen kann. Dennoch ist man bei der Lektüre des Buches Die Geburt des Selbst letztlich bedrückt bei dem Gedanken, dass Bettelheim einer der wenigen Menschen ist, die bis jetzt den Mut, die Arbeitskraft und das Einfühlungsvermögen aufgebracht haben, sich einer solchen Aufgabe zu stellen.“ So Jochen Stork, Herausgeber der 1977 beim Kindler Verlag in München erschienenen deutschen Ausgabe des Werkes.

Aus der Einführung: "Das therapeutische Vorgehen Bettelheims beruht auf der Überzeugung, dass jeder Mensch etwas Einzigartiges und Besonderes ist und dass das autistische Kind keine Ausnahme bildet. Diese Einstellung ermöglicht erst eine menschliche Beziehung, eine Begegnung in der trostlosen Lage der Kinder, einen Zugang zu ihren äußerst unglücklichen Erfahrungen sowie den Erfolg, ihnen helfen zu können. Bettelheim geht es darum, die „leere Festung“, in die sich das in seiner Entwicklung fast vollständig blockierte autistische Kind zurückgezogen hat, wieder mit Leben zu füllen und dem Selbst zu einer neuen Geburt zu verhelfen."

In drei Krankenberichten - den Geschichten von Laurie, Marcia und Joey - berichtet Bettelheim über Therapie und Heilung von autistischen Kindern. Es folgen hier Malereien und Zeichnungen von Joey, die im Verlauf seiner Therapie und Genesung entstanden.
 

© Copyright by Fischer Taschenbuchverlag


 

     

Abb. 12: Der Mensch in Form einer einzigen langen Röhre
(Verdauungstrakt). Das Essen wird am oberen Ende (Mund,Hals) hineingestopft und am unteren Ende herausgezogen.




            
 

Abb. 13: Dieselbe Vorstellung vom Menschen,
der von oben drahtlose Elektrizität empfängt.
Dieser Strom betreibt die Maschine, die aus dem
Darm den Stuhl herauszieht. Auch zeigt
diese Zeichnung, was für ein abgekapseltes
und eingeschachteltes Leben dieses
Geschöpf führt und was für große Mengen
an Exkrementen es hervorbringt.

 

Abb. 14: Fäkalien (entsprechend braun gemalt) werden durch das Feuer einer
brennenden Zigarette in Brand gesetzt.

 


Abb. 16: Ein Mensch (Joey), der nur aus
einem Kopf besteht, da sein Körper
keine Substanz hat, sondern von
Elektrodrähten gebildet wird.



Abb. 18: Die Gefahren der Ausscheidung:
Die Eingeweide verlassen den Körper in Form eines "Kabels", die betroffene Person bleibt ihne Gedärm zurück, während das Gedärm dem Hochofen rechterhand als Heizmaterial dient.


Abb. 20: Joey als elektrifizierter Indianerjunge.
Er ist schrecklich klein und einsam und
eingeschlossen in einem Kasten. Er hängt in einem leeren Raum und wird durch drahtlose Energie betrieben, die von einer unbekannten Macht
aus der Außenwelt stammt.



 
Abb. 15: Die dadurch bewirkte weltzerstörende Explosion (das ganze Bild ist in leuchtendem Rot gehalten).



Abb. 17:Ein "Dinosaurier", bei dem das Innenskelett (der in Braun gehaltene Verdauungstrakt) und die den Körper verlassenden Exkremente betont erscheinen.



Abb. 19: Explodierende Schmutz- oder Kotspuren. Der Junge, den wir sehen, ist in "fäkalischem" Braun gemalt, und die Fäkalien spritzen an verschiedenen Stellen aus seinem Körper, um die ganze Welt in Flammen zu setzen und in die Luft zu jagen.


Abb. 21: Dasselbe elektrifizierte Indianerkind, das jedoch nun an Bedeutung zugenommen hat und direkt mit der Maschine oder dem Motor verbunden ist, durch den Joey "gelebt" wurde. Dieser Motor ist nun sichtbar, und das Indianerkind fühlt sich sicherer, es hängt nicht mehr im leeren Raum.

 



 


Abb. 23: Das "Connecticut-Indianerkind" oder eine Möglichkeit, in relativer Sicherheit
Sicherheit zu leben. Das Indianerkind ist hier zum ersten Mal nicht mehr ein Objekt,
das durch eine Maschine betrieben wird. Vielmehr steuert das Kind nun die Maschine,
denn wie wir sehen, betätigt es mit Händen und Füßen die entsprechenden "Hebel".
 

                       
Abb. 24: Das Indianerkind sitzt eindeutig auf dem Fahrersitz, während dem Motor eine zweitrangige Bedeutung zukommt.

 

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Zeitdieb Quotenfernsehen Love-Stories & Medienkapitalismus Jedes vierte Kind sprachgestört durch Medienbrutalität
Kinder & Fernsehen
 
Bewusstseins-Politik Medienpolitik - Mediengewalt - Verrohung
Ideologische Herrschaft
 
Medienpsychologie: Science & Business "Brot & Spiele" fürs "unbedarfte Volk"?
Aktuell: Volksentscheide  nach Schweizer Vorbild
 
Bernward Wembers Analyse PISA - und das Recht auf Kindheit
Unter dem Joch von Ideologie & Technokratie Medienlandschaft ohne Fernsehen Daumenschrauben für ARD und ZDF
 
 
 

Juli 2013
FORUM BÜRGERFERNSEHEN