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Das Gesicht der Mutter
ist der Spiegel des
Kindes

Auszug aus dem hier schon publizierten Beitrag zu D.W. Winnicott,
 weltweit angesehenem englischen Kinderarzt und Kinder-Psychoanalytiker:



"Was sieht das Baby, wenn es ins Gesicht 
der Mutter blickt?
Das Baby sieht sich selbst in den Augen und im
Gesicht der Mutter - und ein wenig später im Spiegel,
der das Gesicht der Mutter repräsentiert."
D. W. Winnicott (1967)

 


© Copyright: FORUM BÜRGERFERNSEHEN


Anmerkung der Redaktion:
Dieses Kind sitzt in einem Kindersportwagen, in dem es
  auch beim Spazierenfahren den Blickkontakt mit seiner
Mutter aufrechterhalten kann. Welcher ideenreiche und
vorausschauende Unternehmer konstruiert einen kinder-
freundlichen Buggy, der den beruhigenden Blickkontakt
des Kindes mit der Mutter ermöglicht, anstatt ihn
unsinnigerweise zu unterbinden?
 
Man beobachte - z.B. im Kaufhaus - den oft unwirschen,
 ja abweisenden Gesichtsausdruck von Kleinkindern, die
in ihren Buggys gezwungen sind, aus der Froschperspektive
nichts als wildfremde Erwachsene bzw. deren riesenlange
 Beine endlos an sich vorbeihasten zu sehen!

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Winnicott über zwei
frühkindliche Entwicklungsstadien:

Personalisierung

   Das Kleinkind von einem Jahr lebt fest in seinem Körper. Psyche und Soma haben sich vereinigt. Der Neurologe würde sagen, der Körpertonus sei befriedigend, und die Koordination des Kindes sei gut. Dieser Zustand, in dem Psyche und Soma eng miteinander verbunden sind, entwickelt sich aus den Anfangsphasen heraus, in denen die unreife Psyche (wenn sie auch auf dem Funktionieren des Körpers beruht) nicht eng an den Körper und an das Leben das Körpers gebunden ist. Wenn der Säugling ein vernünftiges Maß der Anpassung an seine Bedürfnisse erfährt, besteht die bestmögliche Aussicht auf ein frühes Entstehen einer festen Beziehung zwischen Psyche und Soma.

   Wo die Anpassung nicht funktioniert, besteht eine Tendenz der Psyche, eine Existenz zu entwickeln, die nur lose mit körperlicher Erfahrung zusammenhängt, woraus folgt, dass physische Frustrationen nicht immer in voller Stärke empfunden werden.

   Selbst ein gesundes Kind ist im Alter von einem Jahr nur zu gewissen Zeiten im Körper verwurzelt. Die Psyche eines normalen Kleinkindes kann den Kontakt zum Körper verlieren, und es kann Phasen geben, in denen es dem Kind nicht leicht fällt, plötzlich in den Körper zurückzukehren, z. B. wenn es aus tiefem Schlaf erwacht. Mütter wissen das, und sie wecken ein Kleinkind langsam auf, bevor sie es aufnehmen, um nicht das schreckliche Geschrei panischer Angst hervorzurufen, das durch eine Lageveränderung des Körpers ausgelöst werden kann, wenn die Psyche abwesend ist. Klinisch können mit dieser Abwesenheit der Psyche Blässe, Schwitzen und Kälte des Kindes einhergehen; manchmal erbricht es sich auch. Bei einem solchen Zustand kann die Mutter glauben, ihr Kind sei dem Tode nah, aber bis der Arzt gekommen ist, ist die normale Gesundheit so vollständig wieder zurückgekehrt, dass der Arzt die Besorgnis der Mutter gar nicht verstehen kann. Natürlich weiß der Allgemeinpraktiker mehr über dieses Syndrom als der Facharzt.

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Spontaneität

  Ein Triebimpuls schafft eine Situation, die entweder bis zur Befriedigung fortschreitet oder in einer diffusen Unzufriedenheit oder einem allgemeinen Unbehagen von Psyche und Soma endet. Es gibt eine bestimmte Zeit für die Befriedigung eines Impulses, einen Höhepunkt, dem das tatsächliche Erleben entsprechen muss. Befriedigungen sind für das Kind im ersten Lebensjahr von unschätzbarer Bedeutung, und nur allmählich wird das einzelne Kind fähig, damit zu rechnen, dass man es warten lässt. Die Forderung an das Kind besteht natürlich darin, es solle seine Spontaneität aufgeben und sich den Bedürfnissen derjenigen fügen, die für es sorgen. Wir verlangen von Kleinkindern manchmal mehr als wir selbe leisten können.

  Die Spontaneität wird also durch zwei Gruppen von Faktoren bedroht:
1. durch den Wunsch der Mutter, sich von der Sklaverei der Mutterschaft zu befreien, und dieser Wunsch mag noch überlagert sein durch die irrtümliche Vorstellung der Mutter, sie müsse ihr Kind früh abrichten, damit es ein "gutes" Kind wird;
2. durch die Entwicklung (auf dem Weg über komplexe Mechanismen) einer Einschränkung der Spontaneität aus dem Inneren des Kindes heraus (die Einsetzung eines Über-Ichs).

  Diese Entwicklung der Beherrschung von innen heraus bildet die einzige wahre Grundlage der Moral, und die Moral beginnt eben in diesem ersten Lebensjahr des Individuums. Sie beginnt infolge primitiver Vergeltungsängste, und sie setzt sich fort als Zügelung des Trieblebens des Kindes; sie schützt die Liebesobjekte vor der vollen Wucht primitiver Liebe, die erbarmungslos ist und nur auf die Befriedigung des Triebimpulses abzielt.

  Zunächst sind die Mechanismen der Selbstbeherrschung primitiv wie die Impulse selbst, und die Strenge der Mutter hilft, weil sie weniger brutal und menschlicher ist, denn einer Mutter kann man trotzen, während die Hemmung eines Triebimpulses von innen her gewöhnlich total ist. Die mütterliche Strenge hat insofern eine unerwartete Bedeutung, als sie sanft und allmählich Fügsamkeit hervorruft und das Kind vor der Unerbittlichkeit der Selbstbeherrschung bewahrt. Auf dem Wege natürlicher Entfaltung entwickelt das Kind, wenn die äußeren Bedingungen günstig bleiben, eine "menschliche" innere Strenge und gelangt so zur Selbstbeherrschung, ohne zuviel von der Spontaneität zu verlieren, die allein das Leben lebenswert macht.

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Juli 2013